Klaus' BioLog

Wintergäste und Schneeliebhaber

Artikel vom 8.12.2013

Wenn wir durch den Schnee stapfen, pfeift uns eher der Wind um die Ohren als ein Vogel ein Liedchen. Kein Gesumme, kein Gekrabbel, nur ein paar Fährten lassen sich ausmachen. Das Leben läuft auf Sparflamme, aber ausgestorben ist die Winterlandschaft natürlich nicht, es spielt sich nur vieles im Verborgenen ab.

Wintermücke (Trichoceridae) im frischen Schnee. Fotografiert am 8.12.2013 in Gollrad (bei Mariazell), etwa 1000 m über NN.

Es wird selten gebalzt und gekämpft, denn im Winter geht es ums Überleben und dabei dreht sich alles ums Thema Energie. Tiere gewinnen Energie nur über Nahrung und die ist rar. So haben unsere heimischen Arten verschiedene Strategien entwickelt, um diese harte Zeit zu überstehen. Im Wesentlichen sind das: in einen Standby-Zustand wechseln, in Wärmedämmung investieren, Depots anlegen oder rechtzeitig in den warmen Süden abhauen.

Diesen Wintermuffeln zum Trotz gibt es auch Tiere, die unsere Winter aufrichtig zu schätzen wissen und die wir nur jetzt zu Gesicht bekommen können. Allen voran unsere gefiederten Wintergäste. Sie kommen in der Regel aus Skandinavien und Russland zu uns, so wie die Saatkrähen, die sich ab Herbst unsere Felder und Städte mit den angestammten Nebelkrähen teilen.

Auch die Bergfinken kommen aus dem Norden und Osten. Sie ähneln den verwandten Buchfinken, sind aber kräftiger gezeichnet. Die Bergfinken finden sich gern zu lautstarken Schlafgemeinschaften aus mehreren Millionen Tieren zusammen. Wenn es mal so gar nicht still sein will im Winterwald, dann ist womöglich ein Trupp dieser schwatzhaften Gesellen in der Nähe.

Es gibt sogar einige Krabbler, die den Schnee lieben. Schneeflöhe erwachen zum Beispiel erst im Dezember aus ihrem „Sommerschlaf“ und können dann aber in solchen Massen auftreten, dass sie den Schnee dunkel färben. Diese urtümlichen, nur einen Millimeter großen Gliederfüßer gehören zur Klasse der Springschwänze (Collembola) und sind daher weder mit Hunde- noch Wasserflöhen verwandt.

Auch die Klasse der Insekten kann mit ausgesprochenen Schneeliebhabern aufwarten: Der etwa 4 mm große, flugunfähige Winterhaft oder Gletschergast (Boreus hyemalis) schlüpft erst im Spätherbst aus der Puppe und lebt bis zum Frühjahr an windgeschützten Waldrändern. Bei Tauwetter und Sonnenschein können wir ihn mit etwas Glück auf dem Schnee beim Sonnenbaden beobachten.

Wintermücken sind weitere kälteresistente Insekten, die gern mal am Schnee herumwandern. Sobald sich ein paar Wintersonnenstrahlen blicken lassen, finden sich die Männchen zu auffälligen Tanzschwärmen zusammen, um Weibchen anzulocken.

Diesen Beitrag schreib ich für das SPORTaktiv Dezember-Heft 2013.