Mein SPORTaktiv-Beitrag fürs Oktober/November-Heft.
Nun wird es uns wieder bunt vor Augen, wenn wir durch die Wälder joggen. Die herbstliche Laubverfärbung gehört zu unseren prächtigsten Naturschauspielen. Doch wozu das Ganze?
Die meisten Bäume und Sträucher unserer Breiten werfen im Herbst ihre Blätter ab und überdauern die kalte Jahreszeit als kahle Gerippe, anders würden sie nämlich verdursten.
Im Normalbetrieb nehmen Pflanzen über die Wurzeln Wasser auf und leiten es über Stamm und Zweige bis in die Blätter, wo schließlich ein großer Teil verdunstet. Bei tieferen Temperaturen funktioniert die Wasseraufnahme über die Wurzeln plötzlich nicht mehr. Die Blätter würden aber weiterhin transpirieren und bald wäre die Pflanze vertrocknet. So hat sich – Evolution sei Dank - bei starken Transpirierern der Laubfall etabliert.
Blätter sind für Pflanzen aber kostbar, Wegwerfen wäre Verschwendung. Deshalb werden wichtige Inhaltsstoffe rechtzeitig in Knospen, Zweige, Stamm und Wurzeln verfrachtet.
Das Blattgrün (Chlorophyll) ist jene Wundersubstanz, die Zucker und Sauerstoff erzeugt und damit unser aller Leben und Laufen erst ermöglicht. Außerdem färbt Chlorophyll die Blätter grün, zumindest bis es beim herbstlichen Recycling umgebaut und farblos wird. Damit verschwindet das Grün aus den Blättern und die bisher übertünchten Farben kommen zum Vorschein, allen voran das leuchtende Gelb der Carotinoide und das profane Braun der Zellwände.
Das Rot vieler Blätter ist aber rätselhafter. Der Farbstoff selbst ist altbekannt: Anthocyane färben auch Kirschen und Heidelbeeren. Das Rätsel ist, warum viele Blätter sich rot verfärben. Diese Pigmente werden nämlich speziell für den Farbwechsel erzeugt, sie müssen also irgendeinen einen Vorteil bringen.
Möglicherweise schützen sie das Blatt an seinen letzten Tagen noch vor der Sonnenstrahlung. Eine spannendere These besagt dagegen, dass die Pflanze über die Intensität der Farbe ihre Vitalität zur Schau stellen will, etwa nach dem Motto: „Schaut her, ihr Parasiten, ich bin so fit, dass ich mir so viel Farbe leisten kann! Also lasst mich in Ruhe, denn ich bin zu stark für euch!“
Tatsächlich gibt es Belege, dass Blattläuse sich von diesem bunten Muskelspiel beeindrucken lassen und auf ihrer Suche nach einem Winterquartier die am kräftigsten gefärbten Bäume eher meiden.