Frischer Schnee lag auf der Terrasse, das hieß natürlich: Schneemann bauen! Da sich der Schnee nicht zu Kugeln rollen ließ, arbeiteten wir mit Schaufeln und Kübeln. Von Schneemann wurde bald auf Burg umdisponiert, mit riesigem Turm, umgeben von Stadtmauern und Wehrtürmen.
Der entstandene Turm erinnerte an eine Dachma, einen dieser "Türme des Schweigens", welche die Parsen im Iran und Indien heute noch zur Himmelsbestattung nutzen und wo sie ihre Verstorbenen von Geiern und Raben fressen lassen. Wegen dieser Ähnlichkeit und der Unerreichbarkeit für Katzen wollten wir unseren Turm in ähnlicher Weise einsetzen und gaben ein Holzbrett mit Vogelfutter - wir nahmen aber Sonnenblumenkerne - auf seine Spitze.
Vögel kamen keine in den nächsten Tagen, dafür verfiel der Turm in dramatischer Weise wie die folgende kleine Fotoserie veranschaulicht - unser Schneeturm des Schweigens
Wie kam es zu diesem eklatanten Verlust an Standhaftigkeit? Ursache war sicher die Temperatur, die Schneegebilden naturgemäß zusetzt. Interessant ist aber, dass der Turm nach Norden kippte. Ich versuche es mal so zu erklären: Zum Einen beschattete das südlich gelegene Haus den Turm über die meiste Zeit des Tages. Nur morgens und abends bekam er an den Flanken ein paar Sonnenstrahlen aus Ost oder West ab. Dazu noch die Reflexionswärme vom nördlich gelegenen Mäuerchen und dem Wiesenhang dahinter, wodurch die Nordseite des Turms auch tagsüber etwas stärker erwärmt wurde. Ich vermute, das könnte ausreichen. Aber vielleicht war es auch was ganz anderes, wie eine baulich Asymmetrie, die uns nicht aufgefallen ist, oder sonst was. Genug der Spekulation, beim nächsten Schnee werden wir ein paar Türme mehr bauen und unsere Lieblingshypothesen überprüfen.